Den Luftraum über der
Absturzstelle und Anflugbereich weiträumig (ca. 1NM horizontal, 1/4NM
vertikal) freihalten.
Man berücksichtige, daß der Pilot des anfliegenden Hubschraubers
nicht weiß, wie sich in der Nähe befindliche Drachen/Gleitschirme
verhalten werden und daher seine Aufmerksamkeit in dem Maß auf diese
verwenden muß, je näher diese kommen. Will man dem verunglückten
Kameraden also helfen, so verhält man sich so, daß der Hubschrauberpilot
seine Aufmerksamkeit auf seine Aufgabe richten kann, indem man deutlich
macht, daß man den Operationsraum des Hubschraubers weiträumigst
frei hält. Dabei ist auch zu beachten, daß Gleitschirme und
Drachen oft von schnelleren Luftfahrzeugen aus nur sehr schwer zu erkennen
sind.
3.2. Die Absturzstelle liegt in unwegsamem Gelände oder wurde vom Boden noch nicht entdeckt oder erreicht
Andere Flieger sind über der Absturzstelle in der Luft.
Nicht mehr als zwei Flieger sollten sich zur Hilfeleistung über dem Absturzgelände aufhalten. Für die anderen gilt: Platz schaffen für den Hubschrauber.
Wer tiefer über der Unfallstelle ist, sollte versuchen, Rufkontakt zu dem Verunfallten aufzunehmen. Dabei versucht man zu beobachten, ob und wie der Verunglückte sich bewegt, ob er Zeichen gibt, die man interpretieren kann und dadurch Rückschlüsse auf seinen Zustand zu ziehen. Wer höher ist, bestimmt die Position der Absturzstelle, versucht, vom anderen Helfer Informationen über die Situation am Unfallort zu erhalten und verständigt den Rettungsdienst.
3.2.1. Positionsangaben
Ideal ist die Beschreibung des Unfallorts aufgrund von GPS- oder Kartendaten. Stehen diese nicht zur Verfügung, bezeichnet man die Unfallstelle anhand eines markanten Geländepunktes unter Angabe von
- Richtung vom markanten Punkt
- Entfernung vom markanten Punkt
- ungefähre Höhe der Unfallstelle
Bsp. Wank Südhang, ca. 350m in Richtung 180° vom Gipfel in ca. 1600m Höhe oder 11° 8´41´´E 47°3016´´N oder 32N 0661491 5263488
Es ist hilfreich, erkannte Flughindernisse zu melden oder auszuschließen. Im obigen Beispiel hieße das:
Waldgelände, 30m hohe Bäume, keine Lichtung, Steilhang, Seilbahn ca. 50 Fuß etwa 250m westlich der Absturzstelle von SW nach NO verlaufend. Sofern solche Angaben präzis und verläßlich sind, können sie helfen, das geeignete Rettungsmittel auszuwählen und den Rettungseinsatz zielgerichtet vorzubereiten. Das kann wertvolle Zeit sparen. Werden solche Angaben vollständig und präzise gegeben, so daß derjenige, der den Notruf entgegennimmt, den Eindruck gewinnen muß, daß die zugrundeliegenden Beobachtungen sorgfältig gemacht wurden, fließen sie frühzeitig in die Disposition mit ein. Im Beispiel bedeutete das, daß man einen Windenhubschrauber und die Bergwacht für den Einsatz braucht. Andernfalls würde ein zwar näher stationierter Hubschrauber, der aber keine Winde hat, anfliegen, feststellen, daß er nichts ausrichten kann und dann erst den geeigneten Hubschrauber anfordern.
Wir haben den Vorteil, aus der Luft Geländebedingungen überschauen zu können. Nutzen wir ihn, um Hilfe optimal organisieren zu helfen!
3.2.2. Finden eines Landeplatzes
Aus der Luft läßt sich besser als vom Boden aus beurteilen, ob ein Hubschrauber an der Unfallstelle landen kann. Landeplätze sollten
- Hindernisfrei im Verhältnis 1:10 sein. d.h. ein Strauch in 10 m Entfernung vom Rand des Landeplatzes darf 1m hoch sein.
- 30 x 30m groß
- eben und fest
- frei von Mensch und Tier und
- von aufwirbelbaren Gegenständen sein.
Da man Freileitungen aus der Luft fast nicht erkennen kann (das einzige, was vom Boden aus besser erkennbar ist), achte man auf Masten und Stützen in der Nähe des in Frage kommenden Landefeldes oder der Unfallstelle!
Im Rettungseinsatz dürfen Hubschrauber auch kleinere Landeplätze anfliegen. Hubschrauber, von deren Besatzung nur einer im Besitz einer Fluglizens ist (zivile RTH), brauchen eine Landefläche von ungefähr 20x20m. Ist die Hindernisfreiheit nicht gewährleistet, z. B. durch hohe Bäume, muß der Pilot des Hubschraubers entscheiden, ob er eine Senkrechtlandung in der sog. "confined area" durchführt.
Bei militärischen Rettungshubschraubern (SAR) besitzen alle 3 Besatzungsmitglieder eine fliegerische Lizenz und dürfen und können daher auch in Plätze senkrecht einlanden, in die der Hubschrauber gerade paßt. Bergwachtangehörige können auch über abschüssigem Gelände aufgenommen und abgesetzt werden.
Liegt ein geeigneter Landeplatz abseits der Unfallstelle, ist er nur geeignet, wenn von dort die Unfallstelle bequem zu Fuß erreicht werden kann. Die Retter müssen ihre Ausrüstung von dort zur Unglückstelle und auf dem Rückweg auch noch den Verunglückten befördern können.
Entdeckt man in der Nähe der Unfallstelle eine Landemöglichkeit, sollte man einen Hinweis auf Position und Beschaffenheit in die Notfallmeldung mit aufnehmen. Die letzte Entscheidung fällt aber natürlich der Hubschrauberpilot.
3.2.3. Notruf
Der Notruf sollte am Handy einprogrammiert sein:
allgemeiner Notruf : 112 (läuft vom Handy aus bei der Polizei, aus dem Festnetz bei der Feuerwehr auf)
Um die Besonderheiten bei Flugunfällen - insbesondere Koordinaten - richtig zum Rettungsmittel zu bringen, sollte direkt das zuständige RCC verständigt werden. Andere Leitstellen haben bisweilen Mühe, die ihnen ungewohnte Materie richtig zu verarbeiten:
Flugunfälle:
Deutschland: | 0251 13 57 57 (RCC Münster) |
Schweiz: | +41 33 14 14 (REGA) +41 16 54 35 38 (RCC Zürich) +41 31 32 42 722 (RCC Bern) |
Frankreich: | +33 24 79 64 381 |
Österreich: | +43 1 79 88 380 (RCC Wien) |
Das wichtigste beim Absetzen eines Notrufes ist eine möglichst gute Ortsangabe. Dazu sagt man, was passiert ist. Keine Mutmaßungen, nur, was man sicher beobachtet oder erkannt hat. Keine Anforderungen bestimmter Rettungsmittel - das kann der Disponent besser und zutreffender. Hat man Einweiser postiert oder Landemöglichkeiten oder Flughindernisse entdeckt, beschreibt man diese kurz. Weiter sollte man die eigene Telefonummer angeben, damit ggf. Einzelheiten nachgefragt werden können.
3.3. Markieren der Unglücksstelle
3.3.1. Markieren aus der Luft
Kann man sich über der Unfallstelle in der Luft halten, ist es durchaus möglich, als Markierung für den Hubschrauber zu dienen, wenn
- die anderen Piloten den Luftraum frei halten,
- man dieses Verhalten angekündigt hat und
- VHF Funk hat
- bei Annäherung des Hubschraubers (siehe 3.1.) rechtzeitig abhaut.
Man könnte verabreden, daß, wenn man den HS in etwa 1NM ausgemacht hat, kurz "wackelt"- d.i. in unserem Sprachgebrauch "wingovert" und z.B. mit dem Wind wegfliegt. Wer richtigen Flugfunk hat: Notfrequenz: VHF 121,5 , Rufname des Hubschraubers ist "Rescue" (bei Flugunfällen - sonst "medevac") und tailnumber (wissen wir nicht).
Aber ohne VHF gilt immer - Weg von der Unfallstelle und den Anflugwegen!
Achtung: Der Hubschrauber braucht besonders leewärts und talseitig der Unfallstelle ausreichend Manöverraum für seine Anflugpattern.
3.3.2. Markieren am Boden
Ist der Anflug des Hubschraubers nötig und gefahrlos möglich, gibt man ein Notsignal:
3.3.2.1. Person:
Eine Person stellt sich mit dem Rücken zum Wind und streckt beide Arme schräg nach oben, so daß man die Figur eines "Y" bildet.
Auf ein darüber hinaus gehendes Marshalling soll aber verzichtet werden, da der HS-Pilot die Zeichen sowieso nicht beachtet, wenn er die einweisende Person nicht kennt (und weiß, daß er sich darauf verlassen kann).3.3.2.2. Notsichtzeichen:
Man legt eine (z.B.) Rettungsdecke (deren beide Seiten natürlich unterschiedlich gefärbt sein müssen) aus und schlägt alle vier Ecken diagonal so weit ein, daß ein Kreuz stehen bleibt. Heißt: habe Verletzte, brauche medizinische Hilfe.
Alternativ kann man auch Menschen oder gut sichtbare Gegenstände so legen, daß sich aus der Luft gesehen ein Kreuz ergibt oder das Zeichen in Schnee treten. (Möglichst groß).
bin Schwerverletzt, brauche einen Arzt
benötige medizinische Versorgung
bin bewegungsunfähig
bewege mich in diese Richtung
versuche zu starten
alles Wohlauf
nicht verstanden
versuchen Sie nicht zu landen
in Pfeilrichtung kann gelandet werden Achtung: Das Zeichen vor der Landung wegnehmen. Siehe 2.8.
3.3.2.3. Lichtzeichen:
Analog den oben genannten Zeichen gilt grünes Licht als Zeichen: "Brauche Hilfe, hier landen, keine Gefahr". Das signalisiert, daß man sich vergewissert hat, daß der Anflug gefahrlos möglich ist. Tagsüber ist das Zeichen nur sichtbar, wenn man es mit Leuchtmunition gibt. (siehe Anhang Ausrüstung) Die Anwendung von Leuchtmunition ist zu unterlassen, wenn sich der Hubschrauber auf eine 1/2 NM oder weniger genähert hat. Das Bodenblech eines Hubschraubers - auch in Tanknähe - ist 0,8mm dick. Das wird u.U. auch von kleinen Leuchtkugeln durchschlagen bzw. durchschmolzen.
Mit weißem Licht wird die Unfallstelle markiert. Weißlicht enthält keine Aussage darüber, ob der Anflug gefahrlos möglich, nur daß Hilfe nötig ist.
Wird ein Flughindernis entdeckt, muß Rotlicht gegeben werden. Eine einweisende Person nimmt einen Arm nach unten und grätscht die Beine etwas. Das sieht einem "N" ähnlich. Dieses Zeichen wird auch gegeben, wenn der Hubschrauber nicht gebraucht wird, also niemand ernstlich verletzt ist.
Generell ist bei der Verwendung von Signalmunition die davon ausgehende Brandgefahr zu beachten. Zwar sollte die Steighöhe immer so groß sein, daß der Leuchtkörper ausgeglüht ist, bevor er wieder zu Boden kommt, trotzdem sollte man die Schußrichtung sorgfältig wählen ( vor allem, wenn man aus der Luft schießt - über Dir ist ein gut brennbarer Gleitschirm!!). Außerdem kenne ich keinen Rettungsflieger, der seinen Hubschrauber in einem brennenden Wald landet, um einen Fetzenflieger rauszuholen.
3.3.2.4. alpines Notsignal
Innerhalb einer Minute wird sechsmal irgendein optisches oder akustisches Signal gegeben. Die Antwort der Retter sind drei optische oder akustische Signale in einer Minute.
Beim Suchen nach der Unfallstelle fliegt der Pilot etwa 100m höher als die vermutete Höhe der Unfallstelle beträgt. Der seitliche Abstand zu m Suchstreifen beträgt ca. 1/4 bis 1/2 NM. Dabei wird eine Geschwindigkeit von etwa 100km/h gehalten.
Überfliegt der Hubschrauber die Unfallstelle direkt, hat die Besatzung sie möglicherweise nicht gesehen, weil die direkte Sicht nach unten kaum möglich ist. Daher wird der Rettungshubschrauber seitlich versetzt an einer erkannten oder vermuteten Absturzstelle vorbei fliegen. Unter Umständen erfolgen mehrere Vorbeiflüge, bis die Situation klar erkannt ist. Da Hubschrauber nicht wackeln oder wingovern können, ohne sich Rotormast und Getriebe rauszureißen, kann der Pilot schlecht das Erkennen der Unfallstelle signalisieren. Hat er aber die Unfallstelle seitlich versetzt überflogen, dreht dann scharf um und kommt langsamer direkt darauf zu, ist der Unfallort sicher erkannt. Unter Umständen wird bei einem Überflug ein Rauchkörper gesetzt, bevor der Endanflug beginnt. Der Hubschrauber landet wie wir gegen den Wind. Bei einem Windeneinsatz wird der Pilot aber zu vermeiden suchen, während des Schwebefluges mit dem Heckausleger zum Hang zu stehen.