6. Selbstrettung
Wer als Inhaber einer Fluglizenz und Führer eines Fluggeräts einen Flugunfall erleidet, wird gem. ICAO-Abkommen von dem Staat, auf dessen Gebiet er ist, kostenlos gesucht und gerettet. Nur die Kosten zur Bergung des Fluggeräts sowie angerichtete Schäden und Folgeschäden muß er übernehmen, bzw. sich hierfür versichern.
Ist ein Such- oder Rettungseinsatz aber nicht nötig, können nicht nur die Kosten dafür gefordert, sondern sogar eine Strafe bis hin zu Flugverbot oder Beschlagnahme des Geräts verhängt werden.
Glaubt nun jemand, einen Absturz beobachtet zu haben und alarmiert den Rettungsdienst, dann handelt er im Namen des mutmaßlich Verunglückten. Er gibt, juristisch gesehen, eine Erklärung ab, die dem mutmaßlichen Willen des Verunglückten entspricht. Die Folgen wirken für und gegen den Verunglückten.
Deshalb ist es ratsam, nach "spektakulären" Außen- oder Bruchlandungen selbst mit dem Rettungsdienst Verbindung aufzunehmen, um einen etwaigen teuren Fehleinsatz zu vermeiden oder einen notwendigen Einsatz zielzurichten.6.1. Selbstsicherung
Kam man an einer Stelle nieder, von der man nochmal abstürzen kann ( Baumlandung, steiles Gelände) sichert man sich als Erstes. Die beschriebene Reepschnur ( siehe "Vorbereitung", Kapitel 1. und Anhang "Ausrüstung") ist dazu ideal.
Ist man bewegungsunfähig oder macht Bewegung keinen Sinn oder hängt man völlig frei, hängt man sich am Besten gleich so in beide Hauptkarabiner ein, daß die Tragegurte darüber ausgehängt werden können ( gestochener Achter). Kann man den Schirm einziehen, ist es manchmal weniger hinderlich, wenn man zunächst nur einen Karabiner einbindet. Die Lose der Sicherungsleine darf aber nicht länger als ca. 1,5m werden.
Schwierig ist die Sicherung im Fels. Einerseits haben wir keine Haken, Klemmkeile oder Friends dabei; die Mitführung machte auch keinen Sinn, da die Wahrscheinlichkeit, daß man sie braucht, gering ist, und die Handhabung Übung erfordert. Andererseits ist es dem Ungeübten nicht ratsam, sich ohne Sicherung in solchem Gelände aufzuhalten. Wenn geeigneter Pflanzenwuchs besteht, bindet man sich am Zweckmässigsten an einem festen Stamm an. Alternativen sind feste Felszacken, um die man eine Schlinge legen oder Risse, in die man den Knoten einer Schnur einklemmen kann. (Abb. Stand 1-3)
Gurtzeug in Zweierschlinge oder doppelter Acht eingehängt.
Das freie Schnurende wird mit einem Mastwurf an einem Ast oder dem Baumstamm anschlagen, der Mastwurf durch halben Schlag gesichert.
Die Bandschlinge ist wesentlich einfacher in der Handhabung als die Reepschnur, aber begrenzt in ihren Einsatzmöglichkeiten.
Auf einem Baum bindet man die Sicherung um den Stamm. Das kann man mit einem Mastwurf (mit Halbschlag sichern!!), einem gestochenen Achter oder einem Ankerstich machen.
Erst wenn man fest an der Sicherung hängt, kann man die Tragegurte lösen.
6.2. Abseilen
Das Abseilen ist für Bergsteiger kein Problem. Wer damit aber nicht vertraut ist, sollte auf die Bergwacht warten. Gleiches gilt, wenn die Höhe zu groß ist, um ohne professionelle Ausrüstung sicher zum Boden zu kommen. Besteht wenig Aussicht, daß jemand alarmiert wurde, (Funkschatten, abgelegenes Gelände, allein in der Luft gewesen) oder ist ein Abwarten aus anderen Gründen unklug, legt man die lange Reepschnur oder das Halbseil (wenn man eines mitführt), so um den Sicherungspunkt (Baumstamm, Felszacken oder Karabiner, den man zurückläßt), daß die (vorher gekennzeichnete) Seilmitte am Sicherungspunkt liegt.
Hat man einen einzelnen Karabiner, hängt man ihn in beide Gurtzeugkarabiner ein und hängt in ihn oder in beide Flugkarabiner die ablaufenden Seilenden mit einem HMS ein. Beide Seilenden werden zusammengeknotet, damit man am Seilende nicht durchrutschen kann. Nun zieht man die Handschuhe (falls man sie vorher ausgezogen hat) wieder an und entlastet die Sicherung. das Seil zwischen Sicherungspunkt und Karabiner wird nun straff gezogen und mit einer Hand, wie in Abb. HMS 4 dargestellt, blockiert. Mit der freien Hand löst man die Sicherung am Sicherungspunkt und läßt sie griffbereit an der Seite hängen. Mit dem Rücken in Abseilrichtung, die Beine nach vorne gegrätscht, faßt man mit der freien Hand das stehende Seil und gibt es mit der ersten Hand frei. Nun führt man das ablaufende Seil Hand über Hand zum HMS, wobei das Seil niemals durch die Hände rutschen darf. Mit den Beinen drückt man sich vom Baum oder Fels ab. Die Hände bedienen nur den Halbmastwurf! Erreicht man das Seilende, stoppt man, sichert sich und löst den HMS. Dann zieht man das Seil ein, legt es erneut fest und wiederholt den beschriebenen Ablauf.
Wird man vom Rettungsdienst abgeseilt, bleiben die Hände weg von Seil und Karabinern! Wie die Beine nach vorne gegrätscht sind, werden die Arme seitlich gehalten, um sich (besonders den Kopf) von Hindernissen abzustützen. Nirgends festhalten!!
6.3. Aufwinschen
Wird man von einem Hubschrauber aufgewinscht, ist es wichtig, daß man nicht gleichzeitig an der Sicherung und an der Hubschrauberwinde hängt. Daher muß geprüft werden, daß die Selbstsicherung sofort ausgehängt werden kann, wenn man den Haken des Hubschraubers eingehängt hat!! Bereits vorher prüft man sorgfältig, daß man sonst nirgends mehr festhängt. Den Haken des Windenseils erst ergreifen, wenn er vorher irgendwo den Boden berührt hat! Der Windenführer wird ihn deshalb zunächst neben dem Verunglückten etwas berühren lassen, dann zum zu Rettenden hinpendeln. Die Sicherungsfalle mit dem Daumen zurückschieben und so in die Karabiner hängen, daß die Selbstsicherung zu den Karabineröffnungen hin zu liegen kommt. Nun sofort die Selbstsicherung lösen. Anschließend schaut man zum Windenführer hoch und streckt den Daumen nach oben, womit man signalisiert, daß man frei und sicher am Windenseil hängt und nirgends sonst. Die Arme werden seitlich nach hinten gestreckt (ähnlich wie beim Aufziehen des Schirms), die Beine baumeln leicht gegrätscht. Dadurch reduziert sich die Rotation. Keine Teile des Windenseils oder den Haken berühren! Wird man mit dem Gesicht voran an den Kufen vorbeigezogen, drückt man sich etwas davon ab, darf sich aber nicht festhalten.
Wird man mit der Rettungsschlinge gewinscht, kommt in aller Regel der Luftretter mit. Trotzdem sollte man wissen, wie man sich dabei zu verhalten hat. Die Rettungsschlinge wird geöffnet abgelassen. Sie besitzt am Ende einen Haken, am anderen Ende sind mehrere Ösen. Man ergreift sie, legt sie sich unter den Achseln um den Körper und hängt sie vor der Brust in eine der Ösen. Sie soll weder zu eng noch zu locker sitzen. Dann gibt man Klarzeichen und hält nun beide Arme nach unten hängend vor dem Körper zusammen. Ein leichtes Hohlkreuz verhindert, daß die Schlinge ins Genick rutscht. Keinesfalls wird nach irgend etwas gegriffen